Rezension zu dem Thriller „Kräheninsel“ von Samuel Bjørk

Anmerkung: Der Roman „Kräheninsel“ ist der 5. Band der Holger Munch & Mia Krüger-Reihe von dem norwegischen Autor Samuel Bjørk.

Um was geht es in dem Thriller „Kräheninsel“?

Die kleine Insel Hitra ist der Zufluchtsort von Mia Krüger, nachdem sie die Polizei von Oslo verlassen hat. Doch auch auf der beschaulichen Fischerinsel lässt sie das Verbrechen nicht los. Während einer Reihe unglaublich heißer Sommertage findet der neue Priester drei tote Krähen, deren Augen entfernt wurden und die am Altarbild der Kirche hängen. Hat das etwas mit dem Verschwinden von Jonathan Holmen zu tun? Der achtjährige Junge ist vor drei Jahren spurlos von der Bildfläche verschwunden. Der Sheriff Luca Eriksen beginnt zu ermitteln. Als kurz darauf ein sechzehnjähriges Mädchen ermordet aufgefunden wird, ist Mia klar, dass sie hier Unterstützung braucht, denn in der Blutlache des Mädchens steht ein Name geschrieben: Jonathan! Daher wendet sich Mia an ihren Kollegen Holger Munch und bittet ihn um Hilfe.

Kritik zu dem Buch von Samuel Bjørk:

Samuel Bjørk ist ein Pseudonym für den norwegischen Schriftsteller und Musiker Frode Sander Øien, der durch seine Reihe um Mia Krüger und Holger Munch zu einem der erfolgreichsten Autoren seines Landes wurde. Mit „Kräheninsel“ legt er inzwischen den fünften Band seiner Thrillerreihe vor. Im Mittelpunkt steht erst einmal Mia Krüger, die auf Hitra ein Haus hat und dort die körperlichen und seelischen Wunden pflegt, die sie aus einem vorherigen Fall mit einem Stalker bezogen hat. Auch ihren Job als Polizistin hat sie gekündigt. Jetzt will sie ihr Leben neu ausrichten und etwas anderes machen, wieder klettern und tauchen. Doch die Ermittlungen um das Verschwinden von Jonathan lassen ihr keine Ruhe.

Obgleich die Bücher der Reihe als Kriminalromane eingestuft werden können, ist die psychologische Beschaffenheit ihrer Charaktere wichtiger. Daher legt Samuel Bjørk sehr viel Wert auf die Ausarbeitung seiner Figuren. Da sind Dorothea Krogh, die überlebende Frau des alten Priesters und eigentlicher Mittelpunkt der Gemeinde. Da ist Sherrif Luca Eriksen und da ist die wohlhabende Lachszüchterfamilie Prytz. Sie alle sorgen dafür, dass „Kräheninsel“ eine unglaublich psychische Dichte bekommt.

Samuel Björks Geschichten sind selten vorhersehbar, und obwohl die Ereignisse beunruhigend sind, präsentiert er sie nie auf eine Weise, die übermäßig anschaulich oder blutig ist, um eine Reaktion bei seinen Lesern hervorzurufen. Wie viele seiner skandinavischen Krimiautorenkollegen befasst er sich mit den in der Region vorherrschenden sozialen Problemen. Das hier dargestellte Norwegen ist nicht das sichere und angenehme Land, das dem Rest der Welt gezeigt wird. Selbst ein so beschaulicher Ort wie Hitra steht vor den gleichen Schwierigkeiten wie andere Städte: Kindesmissbrauch, Drogenschmuggel und all die Verbrechen, die weltweit an der Tagesordnung sind. Das Zerstören dieser Idylle ist ein Aspekt, der „Kräheninsel“ so lesenswert macht.

Und natürlich die Tatsache, dass Samuel Bjørk sein Handwerk versteht. Der Plot, einmal begonnen, entwickelt eine düstere Sogwirkung, die es schwer macht, den Roman aus der Hand zu legen. Die Insel- und Dorfgemeinschaft mit ihren engen nachbarschaftlichen Bindungen und ihrem Klatsch ist deutlich und manchmal fröhlich präsent und sorgt für einen starken Kontrastpunkt zum dramatischen Ende, dass vorbehaltlos überzeugen kann.

Der Autor legt mit seinem neuen diesen Thriller abermals einen lesenswerten, düsteren und atmosphärisch perfekt inszenierten Polizeiroman vor, der mühelos mit seinen Vorgängern mithalten kann und einmal mehr die Klasse des norwegischen Multi-Künstlers untermauert.

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