Um was geht es in „Elternabend“ von Sebastian Fitzek?
Sascha Nebel hat einen Plan. Und heute ist der Tag, an dem er ihn umsetzen wird. Davon ist er überzeugt, zumindest so lange, bis ihm Wilma über den Weg läuft. Diese Frau ist der Anfang vom Ende. Spätestens als er sich plötzlich auf einem ganz besonderen Elternabend als Vater des 11-jährigen Hektor und Ehemann von Wilma wiederfindet, wird ihm klar, dass schon wieder alles ganz anders ist, als es sein sollte. Wie kompliziert seine Situation tatsächlich ist, ahnt Sascha Nebel aber auch da noch nicht. Was er jedoch sehr schnell begreift, ist Folgendes: Eltern sind eine merkwürdige Spezies. Was mit einem „kleinen“ Diebstahl begann, wird zu einem prägenden Erlebnis, das Sascha Nebel in die Verantwortung nimmt und ihm sehr viel abverlangt. Dass „Wilma“ dabei stets an seiner Seite ist, stört ihn dabei anfangs schon ein wenig.
Kritik zu dem Buch von Sebastian Fitzek:
Sebastian Fitzek hat mit seinem „Elternabend“ einen weiteren „KeinThriller“ herausgebracht und bricht damit einmal mehr aus seiner Rolle als Meister der Spannungsliteratur aus. Dies gelingt ihm auch dieses Mal auf eine herzerfrischende und urkomische Weise. Schon nach ein paar Zeilen wird deutlich, dass der Autor ein ausgezeichneter Beobachter ist, der haarscharf analysiert und Menschen sehr schnell und sehr genau einschätzen kann. Er widmet sich lustigen Klischees, die uns im Alltag immer wieder über den Weg laufen und entlockt seinen Lesern an so mancher Stelle der Geschichte ein Grinsen, das sich kaum verkneifen lässt.
Wohl fast jeder kennt das Gefühl, das Eltern auf einem Elternabend beschleicht, wenn es wieder einmal darum geht, die üblichen Abstimmungen zu überstehen und ungeliebte Rollen übernommen werden müssen. Dass auch Sebastian Fitzek sich hier auskennt, beweist er anhand eindrucksvoller Schilderungen mit einer sehr speziellen Situationskomik. Wer selbst schon einige Elternabende hinter sich gebracht hat, weiß genau, dass der Schriftsteller nur sehr wenig übertreibt. Er hat Figuren entwickelt, wie es sie in jeder Elternschaft gibt. Da sind diejenigen, die sich um die Ämter reißen und mit übertriebenem Engagement stets voranschreiten – oft recht peinlich für deren Kinder und die anderen Eltern. Diese Protagonisten sind überaus authentisch beschrieben.
Mit dem Setting ist dem Autor ein kleiner Geniestreich gelungen. Einen Elternabend auf einer Insel anzusiedeln, hat die Geschichte zusätzlich belebt. Denn von hier gibt es kein Entrinnen und jeder muss sich Konflikten und Konfrontationen ohne Fluchtweg stellen. Die Handlung ist insgesamt sehr lebendig, dank des unkomplizierten Schreibstils. Sebastian Fitzek schreibt, wie ihm der Schnabel gewachsen ist – und das kommt gut an. Allerdings birgt die Geschichte auch einige gesellschaftliche Themen, die durchaus kritisch betrachtet werden. Die Leser werden zum Nachdenken angeregt, gleichzeitig aber sehr gut unterhalten. Vor allem im letzten Teil schlägt die Stimmung etwas um. Es wird zunehmend düsterer, bleibt aber weiterhin interessant und lesenswert.
Insgesamt ist dem Autor wieder einmal etwas gelungen, das in der Form nicht zu erwarten war. Er bedient sich einiger „alter Kamellen“, verpackt diese aber so liebenswert, dass sie niemanden stören. Wie letztendlich alles irgendwie zusammenpasst, überrascht dann doch.
Mein Fazit:
Auf der Suche nach einer amüsanten und sehr unterhaltsamen Alltagsgeschichte kommt wohl kaum jemand am „Elternabend“ von Sebastian Fitzek vorbei. Hier wird wieder einmal deutlich, wie vielseitig der Autor tatsächlich ist. Obwohl ein „KeinThriller“ von ihm für mich jedes Mal eine kleine Herausforderung ist, lohnt es sich, sich darauf einzulassen und einmal abseits des üblichen „Fitzek-Genres“ zu stöbern. Klare Empfehlung, schon allein, um den Autor von einer anderen Seite zu erleben.
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- Infos über das Buch:
- Serie: Keine
- Verlag: Droemer
- Seiten: 336
- Veröffentlichung: 26.4.2023
- Formate: Buch, eBook, Hörbuch
- Buch-ISBN: 9783426284131