Um was geht es in dem Roman „Holly“?
Holly Gibneys Leben steht an einem Wendepunkt, der sie tief in eine Lebenskrise gezogen hat. Ihre Mutter ist gerade an Covid-19 verstorben und ihr Partner in der gemeinsamen Detektei befindet sich in Quarantäne. Daher zögert sie auch, als sie einen neuen Auftrag erhält. Eine vollkommen verzweifelte Mutter bittet die Privatdetektivin, ihre verschwundene Tochter Bonnie zu suchen. Da die Polizei relativ untätig bleibt, nimmt die Detektivin den Fall schließlich an. Und muss sehr schnell feststellen, dass Bonnie Dahl nicht das einzige Opfer ist, dass hier zu beklagen ist. Obgleich sie bei den Untersuchungen auf sich allein gestellt ist, bekommt sie Unterstützung von dem Geschwisterpaar Jerome und Barbara Robinson. Die Spur führt zu einem älteren Ehepaar als Täter, doch die Wahrheit dahinter ist viel schrecklicher, als sie jemals gedacht hat.
Kritik zu dem Buch von Stephen King:
Wer sich im Universum des Stephen King ein wenig auskennt, wird sicher schon beim Titel „Holly“ aufgehorcht haben. Handelt es sich doch um die Figur, die seit seinem Roman „Mr. Mercedes“ in der dazu dazugehörigen Trilogie immer wieder auftauchte und auch in der Kurzgeschichte „Blutige Nachrichten“ der federführende Charakter gewesen ist. Jetzt hat der King of Horror ihr also eine eigene Geschichte gegeben. Eine Geschichte, die kontroverse Diskussionen entfachen wird und die die Leser in zwei Fronten spaltet.
Sieht man sich Kings Werke in den letzten Jahren an, kommt man nicht umhin, festzustellen, dass er sich vom reinen Unterhaltungsautor von Horrorromanen, zu einem anspruchsvollen Literaten gemausert hat. Die aktuellen Bücher sind sicher oft dem Horror zugewandt, öffnen sich aber für andere Themen und setzen sich mit den Problemen unserer Zeit auseinander. Letztlich genau das, was prätentiöse Literatur kann und soll.
Das passiert auch in „Holly“. Auf rund 650 Seiten erzählt Stephen King eine spannende Geschichte, in der recht schnell bekannt ist, dass alle Fäden bei einem Ernährungswissenschaftler namens Mr. Meat zusammenlaufen. Mit der Zeit offenbart sich das grausame Motiv der Täter. Und das wirklich Schockierende ist, dass man die Motive weitestgehend nachvollziehen kann, obgleich man selbst davon geschockt ist. Dieses Spiel mit der menschlichen Psyche beherrscht er wie kein anderer Autor und allein deshalb ist „Holly“ ein grandioser Roman.
Doch es gibt noch ein weiteres Thema und damit auch die andere Seite des Romans: Die Auseinandersetzung mit Donald Trump und Covid-19. Was King vom amerikanischen Ex-Präsidenten hält, hat Stephen King ja schon öfter in seinen Werken zum Ausdruck gebracht. Jetzt kommt seine sehr leidenschaftlich vorgetragene Meinung zur Pandemie dazu. Ob er die hier vorgenommene Schwarz-Weiß-Zeichnung bewusst provokativ intendiert hat (alle Impfgegner sind dumme Menschen), maße ich mir nicht an zu beantworten. Fest steht, dass Kings Abhandlungen über Covid-19 viele Seiten annehmen, an einigen Stellen eine echte Geduldsprobe sind und damit den Lesespaß ein wenig ausbremsen. Andererseits ist es doch die Aufgabe von guter Literatur, den Finger am Puls der Zeit zu haben. Und genau das macht King hier.
Mein Fazit:
Wie eingangs gesagt, wird „Holly“ die Leserschaft spalten. Die Story an sich kann es mühelos mit seinen großen Werken in den 1980ern aufnehmen. Dazu kommt der moderne Stephen King, der mit seinen Ansichten nicht hinter dem Berg hält und bereit ist, die Dinge auszusprechen, die ihm auf der Seele brennen. Eine Einordnung dessen muss jeder Leser und jede Leserin für sich vornehmen. Auch darin liegt der Reiz bei der Lektüre dieses insgesamt lesenswerten und anspruchsvollen Romans.
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- Buchinfos:
- Serie: –
- Verlag: Heyne
- Seiten: 640
- Veröffentlichung: 20.9.2023
- Formate: Buch, eBook, Hörbuch
- Buch-ISBN: 9783453274334