Um was geht es in „Eisfuchs“ von Tanya Tagaq?

Füchse, Bären, das Eismeer: Die Kindheit der Jungen und Mädchen der Inuit, die weit oben im Norden Kanadas leben, ist geprägt von der Natur. Einer Natur, die manchmal auch gefährlich sein kann. Doch das kümmert kaum, ist doch der Alltag der Kinder nicht minder gefährlich: Alkohol und andere Drogen bestimmen das Leben der Erwachsenen wie Heranwachsenden, Gewalt und Missbrauch ist nichts Ungewöhnliches. Gleichzeitig bestimmen Mythen und Märchen das Leben der Inuit. Die Erzählerin, ein junges Mädchen, lebt in beiden Welten. Sie beschreibt die Kindheit und Jugend in einer Gegend, in der das Leben erst nach dem Winter wieder richtig erwacht und in der sich die Realität und die Welt der Sagen manchmal vermischen.

Kritik zu dem Roman „Eisfuchs“:

Eisfuchs von Tanya Tagaq„Eisfuchs“ ist ein Roman, der sich nicht leicht erfassen lässt. Das Buch ist, vorsichtig gesagt, anders als vieles, was LeserInnen bisher literarisch erlebt haben mögen. Nicht leicht zu beschreiben ist auch seine Autorin: Tanya Tagaq, in Kanada geboren, gehört wie ihre Erzählfigur zur Volksgruppe der Inuit. Sie ist Sängerin, beschäftigt sich unter anderem mit dem einzigartigen, traditionellen Kehlkopfgesang. Es ist für westliche Verhältnisse eine sehr ungewöhnliche Form der musikalischen Darbietung. Ähnlich ungewöhnlich ist auch der Debütroman von der Autorin, wobei das vielleicht noch eine milde Untertreibung ist.

Es erfordert Geduld, der Geschichte zu folgen – „Eisfuchs“ ist definitiv kein Roman für den Strand. Leichte Unterhaltung sieht anders aus, das Buch ist bisweilen schwierig zu lesen. Doch der Roman von Tanya Tagaq lässt sich eben nicht an gewöhnlicher Unterhaltungsliteratur messen. Die Sprache ist anspruchsvoll, die Geschichte vor allem für erfahrene LeserInnen zu erfassen. Und doch liegt ein eigentümlicher Reiz in dem Wechsel zwischen Realität und esoterisch anmutender Folklore, in dem sich die Erzählerin bewegt. Auf diese Geschichte muss man sich einlassen können, und das sehr tief. Denn im Grunde fehlen wesentliche Elemente eines Romans: Dialoge existieren so gut wie nicht, es gibt kaum eine andere wirklich näher beschriebene Figur außer der Protagonistin, und auch sie selbst wird im Grunde nicht tiefer charakterisiert. Darum kann man „Eisfuchs“ als literarisches Experiment bezeichnen. Ein experimenteller Roman mit einer teils verstörenden Geschichte, mit mystisch anmutenden Gedichten, aber auch zum Teil schockierenden Szenen – was wiederum dazu führt, dass der Roman auch durchaus fesselnd ist wie seine eigentümliche Erzählweise.

Mein Fazit zu dem Buch von Tanya Tagaq:

Dies ist ein sehr bildreicher Roman, der – wenn auch nur schlaglichtartig – ein zum Teil trostloses Licht auf eine faszinierende Kultur wirft. Wie uns Tanya Tagaq diese Kultur nahebringt, mag für unsere westliche Erfahrungswelt äußerst ungewohnt und ungewöhnlich sein. Doch insbesondere der sehr spirituelle Unterton des Romans ist eines der beeindruckenden Elemente des Buches. Es ist schwer zu sagen, ob sich die extrem künstlerische, aber teils auch sperrige Erzählweise des Romans eignet, um den Inuit und ihren Traditionen wirklich nahezukommen. Für interessierte und aufgeschlossene LeserInnen kann dieser Roman vielleicht aber wirklich als Einstieg in deren Welt dienen.

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Eisfuchs von Tanya TagaqEisfuchs

  • Tanya Tagaq
  • Verlag: Antje Kunstmann
  • 200 Seiten
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