Anmerkung: Der Thriller „Yoko“ ist der 1. Band der Rache-Reihe von Bernhard Aichner.
Um was geht es in „Yoko“ von Bernhard Aichner?
Nach dem Tod ihres Vaters erbt Yoko dessen Metzgerei. Für die junge Frau gab es in ihrem Leben bisher nur das Schlachten von Tieren, weshalb sie sich dazu entschließt, aus dem Betrieb eine Glückskeks-Manufaktur zu machen. Damit erfüllt sie sich einen Traum und ist zum ersten Mal wirklich glücklich. Da sie frisch verliebt ist, sieht sie sich auf der Sonnenseite des Lebens. Das ändert sich, als sie an einem Abend eine Kiste Glückskekse an ein chinesisches Restaurant ausliefert und Zeugin davon wird, wie zwei Männer einen Hund quälen. Sie greift ein, wird aber von den Tätern überwältigt und brutal missbraucht. Von einer Minute auf die andere ist ihr Glück zerbrochen. Sie sinnt auf Rache und ist bereit, ihr eigenes Leben dafür zu lassen. Allerdings ahnt sie nicht, dass hinter ihren Peinigern jemand steht, der ihr alles nehmen kann.
Kritik zu dem Buch von Bernhard Aichner:
Mit dem aktuellen Roman „Yoko“ bleibt der österreichische Autor Bernhard Aichner seinem schnörkellosen, intensiven Stil treu. Seine kurzen, stakkatohaften Sätze und die direkte Sprache erzeugen eine beklemmende Atmosphäre und beschleunigen den Erzählrhythmus. Dieser Stil mag polarisieren: Manche Leser werden von der Geschwindigkeit der Handlung mitgerissen, während andere ihn als zu hektisch empfinden könnten. Dabei lässt Aichners Reduktion auf das Wesentliche kaum Raum für tiefgehende Charakterentwicklungen bei den Nebenfiguren, was den Thriller stellenweise oberflächlich erscheinen lässt.
Im Blickpunkt steht seine titelgebende Hauptfigur. Yoko wurde nach dem Tod der Mutter von ihrem Vater aufgezogen. Bis zu seinem Ableben wollte sie nie etwas anderes machen, als ebenfalls in der Fleischerei zu arbeiten, obgleich sie hätte studieren können. So werden viele Elemente des Romans durch ihre Gedanken erklärt. Man erfährt, wie sie zu ihrem asiatischen Namen gekommen ist und das sie einmal in ihrem Leben eine Reise nach China unternehmen will. Trotzdem wird es einige Leser geben, die sich nicht mit Yoko werden identifizieren können. Warum?
Die Romane von Bernhard Aichner zeichnen sich durch eine drastische Sprache aus, in der Gewaltszenen oft exzessiv dargestellt werden. Das ist auch bei diesem Thriller der Fall. Wer in dieser Richtung zartbesaitet ist oder von solchen Szenen getriggert wird, sollte um das Buch eher einen Bogen machen. Und genau das schlägt sich auf die Protagonistin nieder. Durch ihren Rachefeldzug wird sie, ähnlich wie Brünhilde Blum aus den Totenfrau-Romanen, zu einem eiskalten Racheengel, der sein Vorhaben rigoros umsetzt und jede dargebotene Hilfe konsequent ablehnt.
Andererseits greift Bernhard Aichner in „Yoko“ Themen wie Machtmissbrauch und Gewalt in einer Weise auf, die nichts beschönigt, sondern die Abgründe der menschlichen Natur offenlegt. Trotz aller Vehemenz muss man leider sagen, dass die Wirklichkeit oft noch viel schlimmer ist, als das, was sich Autoren in ihren Werken ausdenken. Auf jeden Fall gelingt es ihm, die Spannung bis zur letzten Seite aufrechtzuerhalten, obgleich der Plot an manchen Stellen etwas konstruiert wirkt. Das gilt auch für den Cliffhanger, der aber deutlich macht, dass es eine Fortsetzung geben wird, die auf den Titel „John“ hört und die Leser im kommenden Jahr erwartet.
Der Schriftsteller bleibt seinem markanten Stil treu und liefert eine Geschichte voller Gewalt, Moralfragen und einer faszinierenden Antiheldin. Für Fans von Blum und bedrohlichen Thrillern ist auch dieser Roman ein packender, wenn auch fordernder Lesestoff.
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- Buchinfos:
- Serie: Rache-Reihe 1
- Verlag: Rowohlt
- Seiten: 336
- Veröffentlichung: 13.8.2024
- Formate: Buch, eBook, Hörbuch
- Buch-ISBN: 9783805201094