Über die Autorin Teri Terry:
Eines vorweg: Teri Terry kann gut schreiben, was nicht zuletzt daran liegt, dass sie schon viele Orte kennengelernt und die Alltagswelt aus ganz verschiedenen Perspektiven erlebt hat. So waren Frankreich, Kanada und England Stationen ihres zum Teil noch sehr jungen Lebens. Berufserfahrungen sammelte sie als Wissenschaftlerin, Rechtsanwältin und Optometristin sowie als Geschäftsfrau und Bibliotheksmitarbeiterin. Eigenem Bekunden zufolge hat die Schriftstellerin dabei regelmäßig, auch schon als Jugendliche, jede Freizeit genutzt, um sich gedanklich in ihre eigene Welt zurückzuziehen, hat sogar Selbstgespräche geführt und schwört darauf, dass dies alles wichtige Voraussetzungen für sie waren, letztlich eine gute Autorin zu werden. Die Akzeptanz ihrer Dystopie beim Leser scheint das zu bestätigen.
Über die Slated-Trilogie von Teri Terry:
Die Bücher der dystopischen Trilogie von Teri Terry entwerfen das Bild eines totalitären Staates in der Zukunft. Die Autorin von „Gelöscht“, „Zersplittert“ und „Vernichtet“, hat sich eine düstere Welt erdacht, in der alle Bestrebungen unserer modernen Gesellschaft heute wie ausgelöscht erscheinen. Die Freiheit des selbstständigen Gedankens, der eigenen Ideen und der kritischen Betrachtung der eigenen Umgebung existieren nicht mehr, stattdessen kontrolliert ein Machtapparat, wie genau das Leben des Einzelnen zu verlaufen hat.
Düstere Zukunftsversionen einer radikal strukturierten Gesellschaft, in der man sich unter permanenter Kontrolle befindet, sind natürlich nicht neu. Sowohl George Orwell mit seiner Utopie „1984“, die er in den 1940er Jahren verfasst hat, wie auch Suzanne Collins, deren Dystopie „Tribute von Panem“ gerade erfolgreich durch Hollywood verfilmt werden, malen sich Staatssysteme aus, die sie in die fernere Zukunft verlegt haben, die aber klar inspiriert sind durch die berühmten Diktaturen unserer eigenen, historischen Vergangenheit. Und dennoch ist die Trilogie von Teri Terry als Dystopie inhaltlich und bezüglich der Schreibweise originell und mitreißend, dabei jedoch eher sich psychologischer Tiefe als schneller Action bedienend, was unter anderem an der Wahl des Stilmittels liegt, das dem Leser eine besondere Nähe zum Protagonisten der Geschichte vermittelt, der Ich-Erzählung. Aus ganz persönlicher Sicht erleben wir so die Geschichte der 16 jährigen Kyla, die man ihres vorherigen Lebens beraubt hat.
Kylas Geschichte beginnt im London des Jahres 2054. Sie wurde „geslated“, damit ist gemeint, dass man sie einem Verfahren unterzogen hat, das alle Erinnerungen an ihr bisheriges Leben unwiederbringlich löschen sollte. Als so genannter „Slater“ wird sie unter dauerhafter Kontrolle in ein völlig neues Leben entlassen. Teri Terry versetzt den Leser also in eine Welt, in der sich die Möglichkeiten der Technologien mit gleichbleibender Geschwindigkeit weiterentwickelt haben, ganz im Gegensatz zu den Ideen, wie eine moderne Gesellschaft zu gestalten sei. So trägt Kyla ein „Levo“ am Handgelenk, das Stimmungsschwankungen eines „Slaters“ aufzuzeichnen vermag und bei unerwünschten Reaktionen des Betroffenen sogar dessen Tod auszulösen imstande ist.
Slater kommen durchaus in Kontakt zueinander, doch die Protagonistin der Trilogie erkennt schon sehr bald, sich von den anderen zu unterscheiden. Denn ihr Wissen an das frühere Leben ist keineswegs vollständig verschollen, in Form von Erinnerungsfetzen, die in ihrer Häufigkeit stetig zunehmen, taucht es regelmäßig auf und hinterlässt zunächst mehr Fragen als Antworten. Wer sind die beängstigenden „Lorder“ wirklich, die ihre Mitmenschen ohne ersichtlichen Grund, scheinbar ganz willkürlich, verschwinden lassen? Kyla beginnt, gegen ihr Leben als Slater aufzubegehren.
Lesenswert, auch schon für Jugendliche, ist diese Dystopie, die in Form einer Trilogie erschienen ist, weil Teri Terry auf grobe Schwarz-Weiß-Malerei verzichtet und stattdessen ihre schriftstellerische Aufmerksamkeit dem differenzierten Gemütsleben ihrer Heldin widmet. Die Charaktere ihrer Geschichte sind komplex, Gut und Böse stehen in Verbindung durch ein Kontinuum, inmitten dessen die Autorin ihre Helden angesiedelt hat. Dabei bleibt der Plot stets spannend und führt bis zum letzten Band der Trilogie zu einem intensiven Leseerlebnis.
Slated-Trilogie in der richtigen Reihenfolge:
- Exit Now! (2019, Vorgeschichte) » bestellen
- Gelöscht (2013) » bestellen
- Zersplittert (2014) » bestellen
- Bezwungen / Vernichtet (2014) » bestellen