Über die Autorin Virginie Despentes:
Virginie Despentes (der Name ist ein Pseudonym) wurde 1969 in Nancy geboren. Die französische Schriftstellerin hatte eine bewegte Kindheit: Bereits mit zwei Jahren singt sie auf Gewerkschaftsveranstaltungen ihrer Eltern die Internationale. Später zieht sie die subversiven Schriften von Jean-Marc Reiser den Kinderromanen über die weibliche Superheldin „Fantômette“ vor. In der Grundschule schlägt sie sich mit Jungen, wählt aber später Marilyn Monroe als Idol. Später hält sich Virginie Despentes mit Gelegenheitsjobs über Wasser, arbeitet als Babysitterin oder Verkäuferin in einem Plattenladen. Sie kommt mit Punks und Autonomen in Kontakt, prostituiert sich und wird gar zu einer Art Bandenführerin. Ihr erstes Buch, „Baise-moi“ (1994), schreibt sie in nur einem Monat; es wird von den Verlagen als zu trashig abgelehnt. Bei einer Verfilmung ihres Werkes führt sie später selbst Regie und etablierte sich zudem als Schriftstellerin, die einige Preise für ihre Romane erlangte.
Die Vernon Subutex-Reihe von Virginie Despentes:
Vernon Subutex war einmal wer, ein cooler Plattenladenbesitzer, ein Ex-Punk. Doch in einer Zeit, in der Musik nur noch heruntergeladen wird, kann er sein Geschäft nicht mehr halten – und damit beginnt sein Abstieg. Mit Ende 40 muss er plötzlich vom Staat leben, aber auch das wenige, was er da bekommt, bleibt ihm nicht lange. Vernon lebt fortan von einem Schlafplatz zum nächsten und ahnt nicht, dass er im Netz als Held gesucht und als Star gefeiert wird.
Die Trilogie wird von der Kritik als „Gesellschaftsroman unserer Zeit“ gefeiert, aber sie ist weitaus mehr als eine Abrechnung mit Frankreich. „Vernon Subutex“ ist ein überzeugendes Dokument sozialen Abstiegs, aber eben auch eine spannungsreiche, gekonnt aufgebaute und dramaturgisch fabelhaft konstruierte Romanreihe.
Virginie Despentes streift viele Themen, die das Land bewegen – Rechtsradikale, die Mittelschicht-Verlierer, der Preis der Digitalisierung. Beeindruckend ist dabei, dass sie jeder Figur, selbst den vermeintlich unsympathischen, ihren eigenen Raum gewährt. Sie stellt die Charaktere nicht bloß, allen voran Vernon, dessen verzweifeltes Bemühen, sich die eigene Niederlage nicht einzugestehen, auch lächerlich wirken könnte – es aber nicht tut, weil Despentes dazu viel zu gut schreibt.
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