Einige Fragen begegnen mir als Autorin mit schöner Regelmäßigkeit. »Wie ist es so als Schreiberling?« »Wie besteht man in dem Haifischbecken namens Buchmarkt?« »Kann jeder lernen, Geschichten zu schreiben?« Da ich recht gut zwischen den Zeilen hören kann, weiß ich natürlich, was die Leute eigentlich fragen möchten. »Könnte ich meine Gedanken auch zu Papier bringen?« »Darf ich das?« Ja, bitte lach nicht über die Formulierung. Menschen suchen sehr oft nach jemandem, der Ihnen erlaubt, etwas zu tun. Was antworte ich also auf diese Fragen nach dem Schreiben? Ganz einfach: Schreib los! Teile dich mit! Natürlich darfst du das!

Es muss nicht sofort Prosa sein, und das Allermeiste, was du zu Papier bringen wirst, ist prinzipiell nicht zur Veröffentlichung geeignet. Am Ende des Artikels wirst du verstehen, was ich meine. Grundsätzlich gibt es viele Arten, auf denen uns das Schreiben als Kulturtechnik und als Kommunikationsinstrument beistehen kann. Denn eines habe ich bisher bei allen Menschen bemerkt, die mir begegnet sind: Wir möchten, nein, wir müssen uns mitteilen – und damit meine ich keine Selfies und kein Facebook. Ich meine tiefe, persönliche Gedanken. Vielleicht wird diese Gedanken niemals ein anderer lesen, aber wir können als Lebewesen mit Seele und Großhirnrinde nur heil durch unser Leben kommen, wenn wir uns mitteilen dürfen. Und hier kommt die gute Nachricht: Auf Papier darf man alles!

Tagebuch, Morgenseiten, Bullet Journal & Co.

Die Autorin T.V. Ahrens über das Thema Schreiben

Die Autorin T.V. Ahrens

Tagebuch zu schreiben und über Monate oder Jahre hinweg über etwas Buch zu führen ist eine Technik so alt wie die Zivilisation. Du kannst am Ende des Tages aufschreiben, was war (klassisches Tagebuch) oder direkt nach dem Aufstehen niederschreiben, was du über dich und die Welt denkst (Morgenseiten). Manchmal bekommt das Tagebuch wahrscheinlich deine ungefilterte Wut zu spüren, manchmal die kühnsten Träume erzählt. Beide Schreibroutinen können dich im Leben enorm voranbringen, weil eigene Muster erkennbar werden. Noch wichtiger ist aber der geschriebene Schatz, der entsteht! Viele passionierte Tagebuchschreiber sagen, bei einem Feuer würden sie direkt nach Kindern und Tieren zuerst ihre Tagebücher retten. Besitzt du so einen Schatz? Vielleicht solltest du einen anlegen.

Briefe, Ehebuch etc. – das kommunikative Schreiben

Wie schnell etwas im Affekt gesagt ist, was man nie wieder zurücknehmen kann. Aber Kommunikation muss sein, es geht im Leben kaum ohne. Was also tun, wenn du weißt, dass dein Mundwerk oder deine Körpersprache dich bei Stress verraten werden? Schreib es auf! Jeder Psychologe und jeder Kommunikationswissenschaftler empfiehlt, sich Zeit zu nehmen und die eigenen Worte auf die Goldwaage zu legen. Je wichtiger und größter das Thema (Verlust, Streit, Kündigung, …), desto wichtiger diese Grundregel! Briefe kennt jeder, und selbst die Jüngsten haben schon bemerkt, dass eine lange Chat-Nachricht manchmal besser ist als das Hin und Her am Hörer. Ein sogenanntes Ehebuch greift das Prinzip für (Ehe-)Partner auf, in dem einzelne Einträge hintereinander gesammelt werden. Das Ehebuch ist eine Streitschrift mit zwei Beteiligten, die unglaublich heilsam sein kann in festgefahrenen Situationen.

Kreative Übungen und freies Schreiben

Schreibübungen sind eine der schnellsten und spaßigsten Möglichkeiten, ins Geschichtenschreiben einzusteigen. Warum? Weil die Übung eine sehr grobe Aufgabe stellt und das menschliche Hirn darauf trainiert ist, für jede Frage eine Antwort zu erknobeln. Auch auf die, ob Pippi Langstrumpf mit 50 Jahren ein Reithotel für abgehalfterte Piraten eröffnen sollte und wie unser Leben wäre, wenn wir wie Mario auf dem Gameboy-Bildschirm nur zwei Raumdimensionen zur Verfügung hätten. Diese Gedankenbilder sorgen dafür, dass die Seite in unserem Kopf bereits halb gefüllt ist, egal wie blütenweiß sie dir noch entgegen starrt. Wenn die Idee schon da ist oder du schon lange mit einem eignen Thema schwanger gehst, dann wird es wirklich langsam Zeit für die Geburt beim freien Schreiben, denn ein übertragenes (Buch-)Baby kann viele Probleme machen! Ganz am Ende deines persönlichen Gedankens kann dann die Veröffentlichung stehen – zum Beispiel via Selfpublishing.

Das klingt alles spannend, aber gleichsam gefährlich für deinen eingespielten Alltag? Schreiben ist schwierig, keine Frage. Der Anfang ist schwer, egal ob es um einen Brief geht oder um eine Geschichte. Vielleicht konnte ich dir aber helfen, zu verstehen, warum es so schwer ist. Weil nämlich ein Gedanke in dem Moment, wo wir ihn niederschreiben, nach jeglicher Definition zu einer Schöpfung wird. Die wirklich interessante Frage lautet also: Bist du bereit, Schöpfer zu sein?

Text:   T.V. Ahrens

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Und hier haben wir eine Übersicht der Bücher von T.V. Ahrens.