Die Comicserie „Shi“ von Autor Zidrou (Benoît Drousie) und Zeichner José Homs ist auf vier Bände angelegt. Wir besprechen hier in einer Rezension den ersten Band der Reihe und darunter werden die Titel der einzelnen Comics aufgelistet.
Um was geht es in „Shi 1 – Am Anfang war die Wut“ von Zidrou?
London, 1851. Lady Winderfield, gefangen in den aristokratischen Kreisen des britischen Empire, träumt von einem anderen, freieren Leben. Damit eckt sie ziemlich an. Was sie aber vor allem von anderen Damen ihres Standes unterscheidet, ist Mitgefühl für das Leiden anderer. Als sie eine junge japanische Frau kennenlernt, die um ihr totes Baby trauert, für das es kein Begräbnis geben soll, ist sie aufgebracht. Die Frau namens Kita und ihr Kind sind den Menschen um Lady Winderfield herum nichts wert. Dagegen will sie ein Zeichen setzen. Eine gewagte nächtliche Aktion soll die Würde der aus Japan entführten jungen Mutter und ihres toten Kindes wieder herstellen.
Was sich zunächst recht unspektakulär anhört, entwickelt sich in „Am Anfang war die Wut“ zu einer atmosphärischen Erzählung mit viel Potenzial. Im Kern erzählt der Comic eine Rachegeschichte: Denn als die Frauen den einflussreichen Männern lästig werden, sollen sie verschwinden. Doch weibliche Wut sollte nicht unterschätzt werden. Eindrucksvoll zeigen dies in „Am Anfang war die Wut“ Zidrou als Autor sowie José Homs als Zeichner.
Die Graphic Novel wird in zwei Zeitebenen erzählt. In der einen gibt es die bereits erwähnte Geschichte um Lady Winderfield im späten 19. Jahrhundert, in der anderen geht es um die Gegenwart. Hier sterben Frau und Sohn eines Waffenfabrikanten durch Minen, die im Garten vergraben worden sind. Verantwortlich für diesen Anschlag ist eine Organisation, deren Wurzeln bis ins Jahr 1851 zurückreichen – womit sich der Kreis schließt. Rache ist der Motivator dieser Gruppe, und wir erleben, warum die Geheimorganisation gegründet wurde und was das Zeichen „Shi“ damit zu tun hat. Das ist ein faszinierender Plot, der in diesem ersten Band der „Shi“-Reihe zwar noch ein wenig braucht, um sich zu entfalten, dessen Tragweite dem Leser aber dennoch bald bewusst wird – weshalb man auf jeden Fall Lust bekommt, hier dranzubleiben und die Story weiter zu verfolgen.
Zidrou beschränkt sich dabei aber nicht nur auf eine tiefsinnige Geschichte, die verdammt gut konstruiert wirkt und vielleicht auch einfach so schon gut funktionieren würde. Er garniert das alles mit Action, Gewalt und Sex. Diese Graphic Novel ist weder von der Komplexität, noch von der Umsetzung her passender Lesestoff für eine jüngere Leserschaft, aber ja auch nicht darauf angelegt.
José Homs liefert im ersten Band der „Shi“-Reihe Zeichnungen ab, die zwischen Realismus und Hyperrealismus schwanken. Besonders die Männer wirken stets überzeichnet – das ist äußerst passend, sind doch ihre Ansichten und ihre Moral aus heutiger Sicht absolut grotesk. Mit unterschiedlicher Farbgestaltung trennt er Gegenwart und Vergangenheit, was hervorragend gelingt.
Mein Fazit zu Shi 1 – Am Anfang war die Wut:
Die Graphic Novel „Am Anfang war die Wut“ ist ein überzeugender Auftakt einer Serie, die sich vielversprechend zu entwickeln scheint. In ein bestimmtes Genre lässt sie sich nur schwer pressen, streift Krimi sowie Mystery durch zahlreiche Geheimnisse, insbesondere der weiblichen Hauptfigur Kita, der Japanerin.
Mit einem überraschenden Plot ausgestattet, den Autor Zidrou im ersten Band gerade genug anteasert, und in hervorragenden Zeichnungen umgesetzt: „Shi 1 – Am Anfang war die Wut“ ist eine tolle Geschichte, die sich Comic-Fans nicht entgehen lassen sollten.
Cover und Abbildungen © Splitter-Verlag.
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